Try to stop me

„Try to stop me“ ist wieder eine der sehr persönlichen Nummern. Ich mag keine Musik, die inhaltslos ist. Umso mehr genieße ich die Möglichkeit, in meinen Songs ausdrücken zu dürfen, was mich bewegt und was ich sagen möchte.

Nun kann man sich vielleicht vorstellen, dass mein Beruf nicht bei jedem auf Gegenliebe und/oder Respekt stößt. Aber davon lasse und ließ ich mich nicht aufhalten. Ich habe im Gegenteil sogar finden können, was mich ausmacht und wo ich musikalisch hingehöre. Was für ein großes Geschenk! So habe ich klassisch Geige studiert – entgegen dem Anraten meiner Lehrer, befreundeter Musiker und allgemein der Meinung, man bräuchte einen Beruf, der einen in erster Linie ernährt. Habe mir meine Lehrer gesucht, von denen ich glaubte, sie brächten mich gut voran. Meinen sehr guten Studienabschluss habe ich nicht zuletzt meinem Professor Silvio Krause zu verdanken, der an mich glaubte und mir alle Möglichkeiten zur Entfaltung gab.

Als ich nun dieses Album schrieb, gab es in meinem direkten privaten Umfeld ebenfalls bereits Verständnislosigkeit und fehlenden Respekt meiner Arbeit gegenüber, obwohl ich mich in meinen Augen bereits sehr gut in unserer Musikszene etabliert hatte. Meinen Ärger, meine Wurzeln, meine Liebe, meinen Kampf… all das habe ich in diesem Song niedergeschrieben.

Besonders passend sind daher auch meine wunderbaren Gäste in diesem Song. Da ist einmal Jen Majura, die Gitarristin von Evanescence. Sie hat es geschafft, in den letzten Jahren wie ein Komet gen Himmel zu schießen. Und dazu gehört nicht nur Glück, sondern, wie in ihrem Fall, Geschick und Fleiß. Sie hat meine größte Achtung! Wir durften uns kennenlernen, als wir beide auf dem Jubiläum der Band Die Apokalyptischen Reiter als Gastmusiker mitspielten. (Mit den Reitern durfte ich 2007 im übrigen den ersten Wacken-Auftritt meines Lebens bestreiten.)

Und nun kommt – ohne Jen oder einen der anderen Gastmusiker schmälern zu wollen – mein ganz persönliches Highlight. Ich werde nicht müde, als mein großes Idol den wundervollen Jerry Goodman zu erwähnen. Beginnt man, sich letztlich von der Klassik in eine andere und rockigere Richtung zu bewegen, geht man natürlich auf die Suche nach neuen Klängen, dem vielleicht perfekten Sound und sucht natürlich den neuen Horizont nach Geigern der Branchen ab. Und ich habe viele inspirierende, umwerfende, unerreichbare und anbetungswürdige MusikerInnen gefunden. Die alle ihre wundervollen Spuren auf meiner Seele und in meinem Kopf hinterlassen haben. Aber dann stieß ich doch auf einen Geiger, der in allem so klingt, dass mir das Herz hüpft. Eben Jerry Goodman.

Die Süße und Verve seines Tons, ohne dass der Ton ins Klassische kippt; der überaus geschmackvolle Einsatz der Tonverzerrung, seine musikalischen Ideen und Skalen…

Ich hatte ihm mein letztes Album „The One“ geschickt, um mich dafür zu bedanken, dass er mich so derart inspiriert. Nun wagte ich es, ihn anzuschreiben und zu fragen, ob er mir ein Solo für das Album „UP“ beisteuern würde. Zu meiner großen Überraschung wusste er, wer ich bin, bedankte sich für meine Post und sagte sofort dem Solo zu. Ich konnte es nicht fassen! Dabei stellte sich heraus, von was für einer liebenswürdigen Art Jerry Goodman ist.

Als ich dann endlich das ersehnte Solo als Download vor mir hatte, zelebrierte ich das Herunterladen und das Anhören. Es brauchte nur wenige Töne und mir kamen die Tränen. – Es klang so unfassbar schön nach Jerry Goodman. Und dann sollte das auch noch für meine Platte sein… Genau genommen kann ich es eigentlich bis heute noch nicht richtig fassen.

Und um den Bogen zu schließen: „Versuch doch mich aufzuhalten!“ Es gibt am Ende genügend Gründe nicht aufzugeben, sich nicht aufhalten zu lassen. Und die ganz Großen werfen Dich erst recht nicht in den Dreck, sondern sind Deine Inspiration, Deine Unterstützung, Dein Halt. Danke dafür!

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